Weihnachten in Beijing

Es ist der 3. Dezember 2006 - der 1. Advent - und man sieht unweigerlich ein - ja es ist wieder einmal so weit: Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und man weiß, in den kommenden Wochen stehen viele Dinge zur Erledigung an.
Es dürfen Geschenke für Familie und Freundin gefunden werden, die Schuhe zum Nikolaus geputzt und in vollkommener Vorfreude auf den Heiligabend unzählige schokoladene Süßigkeiten verspeist werden. Und mit jeder weiteren leuchtenden Kerze, mit jedem weiteren Sonntag im Monat 12 des Jahres erinnert es einen um ein Weiteres daran: Das große Fest rückt immer näher und du hast noch nichts von dem erledigt.

Aber dieses Jahr ist etwas anders. Nicht, dass es in China an der Weihnachtsdekoration oder an der -musik fehlen würde, es keine Geschenke zu besorgen galt oder das Verlangen nach Schokolade fehlte, nein es lag daran, dass

1) der Geschenkeshoppingevent auch noch viel früher angegangen werden muss, um den Postweg nach Deutschland zu berücksichtigen, wo die ganzen Geschenke hin müssen.
2) kein Nikolaus kommt, es sei denn, man spielt ihn selbst und
3) die Chinesen keine vernünftige Süßigkeiten schokoladener Art herstellen können oder wollen, die man dann in aller Vorfreude verzehren kann.

Ich gestehe, ich hatte trotz dieser widrigen Vorraussetzungen sehr viel Glück, da ich
1) einige Geschenke schon meinem Geschenkeboten mitgeben konnte und mir viel Rennerei ersparen konnte
2) es eben keinen Nikolaus gab und ich deshalb aber eben auch keine Schuhe putzen musste und
3) mein Geschenkebote mir bereits leckere Süßigkeiten aus Deutschland mitgebracht hatte, DIE ich dann in Vorfreude auf das Fest essen konnte.

Nun hatten wir bereits den 19. Dezember 2006 und der wirklich letzte Unitag, der Abschied meiner beiden Freunde und das Weihnachtsessen in der Botschaft waren geschafft. Jetzt war das große Fest zum greifen nahe.

Die wichtigsten Dinge der Vorbereitung auf das Fest waren erledigt. Aber das Schlimme war, dass man sich mit der Beantwortung der Frage konfrontiert sah, wie man das Weihnachtsfest nun feiert, wenn alle lieben Freunde, Familien, Verwandte ... in Deutschland sind und weißt, du sitzt hier, in China, etwa siebeneinhalb tausend kilometer weit weg von allem?

Dieses Jahr war für mich das erste Weihnachten ohne Familie. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass nicht weniger fröhlich, sicher weniger familiär, aber dennoch schön war. Anne, eine Freundin aus Berlin, und ich haben uns entschlossen in meiner Wohnung mit ein paar anderen Freunden gemeinsam Weihnachten zu feiern.
Wir haben uns am frühen Nachmittag bei mir am 2. Ring eingefunden um das überaus schmackhafte Weihnachtsessen vorzubereiten. Auch wenn ich hier und da geholfen habe, muss ich gestehen, dass das Meiste der Vorbereitung die Mädels übernommen haben, vielen lieben Dank dafür.

Da wir auch gläubige Christen unter uns hatten, haben wir uns darauf verständigt, dass diese gerne zum Gottesdienst in die Botschaft gehen dürfen und der Rest währenddessen das Essen weiter vorbereitet.

Als erstes ging es jedoch daran, den stattlichen 1,3m Plastikweihnachtsbaum zu schmücken, den Anne und Aleksa aus ihrer Wohnung mitgebracht hatten.

Nachdem auch das erledigt war ging es endlich los. Es wurden Zwiebeln
und Knoblauch geschnippelt (von mir, unglaublich nicht wahr?) Tomaten und Paprika gewürfelt, Kartoffeln und Baguettes in Scheiben geschnitten und und und. Der Höhepunkt war ein sehr saftiger Rinderbraten, zu Kartoffeln und Rotkohl. Dazu gab es noch Würstchen und Kartoffelsalat, irgendein Gemüsemix auf Sahnesauce (für die Vegetarier) und als Nachtisch leckeren Schocko-, Vanille- und Breadpudding, außerdem Plätzchen und Christstollen UND sogar richtigen Glühwein.

Also wenn das kein Weihnachtsessen war, dann weiß ich nicht, was sonst. Zwischenzeitlich wurde dann auch gesungen, neben deutschen natürlich auch englische Weihnachtslieder, damit unsere englischsprachige Gäste auch was verstanden. Darunter fielen dann solche Klassiker wie „Last Christmas“ von der allseits bekannten und beliebten Band Wham. Winking

Um nicht zu viel herum zu spinnen, es waren wirklich viele Lieder und auch wirklich Traditionelle, deutsche wie englische, um die 15 Stück. Das Ernüchternde war nur, dass fast alle außer mir hervorragend singen konnten, also ich meine nicht nur so ganz gut, sondern wirklich gut, und man mit seinen Musikunterrichtserlebnissen eher geneigt war irgendwie mit zu murmeln. Aber am Ende hat dann doch jeder mitgesungen, und das mehr oder weniger schief.

Endlich war das Essen und der Gesang geschafft und nun stand der große Moment an. Geschenke verteilen. Uns war aber noch nicht ganz klar, wie das nun ablaufen sollte, denn einen richtigen Yuleclub haben wir nicht geplant, niemand wusste vorher wer was bekommen sollte. Nach sich anbietenden wie auch absolut - da hab ich ja gar keinen Bock drauf - Ideen wie Flaschendrehen oder Pantomiene und „irgendwas per Zufall“ (keine Ahnung mehr) - haben wir die Geschenke in einer Tüte dem auserkorenen Weihnachtsmann gegeben und jeder dürfte daraus etwas ziehen.

Wie der Zufall es so will, gab es wirklich interessante Geschenke-Beschenkter Konstellationen. So hat Katrin, als absolute
Vegetarierin, dass quitschrosane
Plüschschweinchen bekommen oder
Andre aus dem Kongo, eine lustige Figur,
die ihm irgendwie ein bisschen ähnlich sah Winking

Letztendlich war das, neben dem Essen, das beste an dem Abend, weil man dadurch das Zuhause etwas weniger vermisst und man natürlich auch viel Spaß dabei hatte.

Am 25. ging es dann gleich weiter. Wir haben uns bei den Kochmützen getroffen und dort gab es dann auch sehr leckeres deutsches Essen. Aber davon werde ich euch nicht mehr berichten, weil es einfach ein nettes Zusammentreffen war wo man gegessen, geredet und gelacht hat, ihr kennt das ja.

Damit verabschiede ich mich von Euch. Nur noch eines: Ihr habt jetzt in aller Ausführlichkeit erfahren, wie ich gefeiert habe. Wenn ihr mir ein Geschenk machen wollt, schreibt bzw. kommentiert mir doch kurz, wie ihr das Weihnachtsfest begangen habt.

Einen guten Rutsch ins neue Jahr,
Denis