naah, heute is schwer... vorher/nachher

...einen passenden Titel zu finden. Weil, heute gibt es keine schöne Bezeichnungen für irgendwelche Dinge oder so was. Heute sind zu lernen „vorher“ und „nachher“. Also quasi so wie auf den FDH Erfolgsfotomontagen, wo auf dem 2. Bild, also das yǐhòu Bild, die Leute immer ihren dicken Bauch einziehen und den Kopf vorstrecken, damit das Doppelkinn nicht so auffällt.

Na, aber ich kann euch heute berichten, was ich schönes in Peking erlebt habe. Wie ihr vielleicht entdeckt habt, schreibe ich auf die „Über mich“ Seite immer, was ich am morgigen Tag zu tun oder vor habe.
Einige wusste es deshalb schon, du bzw. ich musst heute los um dein Fahrrad zu reparieren, das hat nämlich nen Platten gehabt. In Deutschland wär das nicht weiter wild, und ehrlich gesagt, hier ja eigentlich auch nicht, aber mir waren in der näheren Umgebung keine Fahrradgeschäfte bekannt, in denen ich hätte das machen lassen können. Und ganz ganz ehrlich, ich wollte auch keinem der Straßenreparateure, vor denen ich großen Respekt habe, in der Eiseskälte so eine Arbeit für einen Hungerlohn zu erledigen, mein tolles Giantmountainbike anvertrauen, mit Schaltung usw.

Ist ja nicht bös gemeint. Jedenfalls hab ich mich auf den Weg gemacht den Gianthändler meines Vertrauens aufzusuchen. Problem war nur, dass der ungefähr 5km weit weg war und man ein Fahrrad nicht einfach in öffentliche Verkehrsmittel mitnehmen darf. Also ich, schlau wie ich bin, den kaputten Hinterreifen aufgepumpt und losgeradelt. Die Luft hat natürlich nicht lange gehalten, so dass das Fahrradfahren nach etwa 1km ziemlich mühselig wurde.

Mir ist schon klar, dass das der Felge und dem Mantel nicht gut tut und eigentlich hätte ich den Schlauch auch selbst gewechselt, aber dafür brauchste wieder Werkzeug, das ich nicht habe und mir hier auch nicht kaufen will und natürlich den Schlauch, den ich ja auch nicht hatte.

Trotz Platten war ich teilweise immer noch schneller als die meisten Chinesen auf ihren Drahteseln. Wenn ihr mal hier seit, wisst ihr wieso die Drahtessel heißen und nicht Fahrräder, jedenfalls bei den meisten chinesischen Varianten.
So, jetzt komm ich aber mal zum Schluß. Die Reparatur hat 10min und 14kuai gekostet, echt ein Lacher, wenn man bedenkt, dass bei uns in Deutschland schon der Schlauch allein 3€ oder so in etwa kostet und hier wurde der auch noch montiert.

Damit war das dann auch erledigt und ich hatte mich vorher schon entschlossen noch ein bisschen in Peking rumzuradeln, vor allem, weil das Wetter heute auch besonders schön war, also Sonnenschein ohne Ende meine ich.
Aus dem Insider‘s Guide hatte ich mir vorher schon ein paar Sachen rausgesucht, die ich mir angucken wollte und auf dem Rückweg, habe ich dann noch beschlossen Richtung Kohlehügel und Wangfujing zu fahren. Mein Ziel dort war nämlich der neu eröffnete Snowboardshop, der in der Pekinger Variante der 030 groß beworben wurde.

Hier seht ihr noch mal in groß, wo ich überall in der Stadt rumgefahren bin.

Naja, Pekingkenner werden damit vielleicht was anfangen können. Übrigens finde ich, dass man sich per Fahrrad am besten in einer Stadt zurecht finden kann und man darüber hinaus so die Umgebung viel schneller kennen lernt als zu Fuß oder per Bus/Bahn...

So sieht übrigens der Flußgraben um die Verbotene Stadt im Winter aus.

Und gegenüber gleich der Kohlehügel, wo ich übrigens noch gar nicht war. Aber das kann ich mir ja für meinen Besuch aufheben.

A pro pos Wangfujing. Der Snowboardshop ist natürlich gar kein richtiger, so wie bei uns Titus oder so. Da freut man sich, will mal gucken, weil esso groß beworben wurde und dann ist das so ein 80qm Laden über 2 Etagen, wo neben 5 Snowboards absolut hässliche, weil giftgrüne, Winterjacken und Hosen neben Tennisschlägern, Schweißbändern und Laufschuhen hängen.
Also das ging gar nicht. Die Chinesen haben von Sport einfach keine Ahnung. Da wird, wie bei vielen Dingen, einfach alles zusammen geworfen, was irgendwie nach, in diesem Fall, Sport und Sportbekleidung aussieht, egal welcher Sport, und dann ist das ein professionelles Sportgeschäft, spezialisiert auf Wintersport.

Egal, genug aufgeregt. Nein, noch nicht, denn als ich zurück wollte, hatte ich vor noch am Eingang zur Verbotenen Stadt vorbei zu fahren. Dafür muss man, in diesem Falle am sinnvollsten und interessantesten, durch die Wangfujing. Also ich die 10m geradelt bis ich am Anfang der Fußgängerzone war und brav vom Fahrrad abgestiegen bin und es geschoben habe - bis mir schon 5m weiter eine freundliche Staatsbedienstete die Hand zeigte. Ich, mich gleich dummstellend, noch ein paar Meter vorgewagt und schon wurde der Blick gleich entschlossener und die Hand um einiges energischer in meine Richtung gestreckt.
Also war klar: Nicht mal, wenn ich mein Fahrrad hier schiebe, darf ich durch die Straße. Man die Chinesen, die nerven.

Auf dem Rückweg habe ich mir dann mal McDonalds gegönnt und noch ein paar DVDs zur abendlichen Unterhaltung erworben.

Nun bin ich wieder daheim und schreib euch diesen Blogeintrag und stelle fest, ich müsste eigentlich auch mal mein Fahrrad sauber machen, es sieht jetzt schon richtig aus, wie ein chinesisches Fahrrad, abgesehen davon, dass es nicht so völlig kaputt, klapprig und verrostet ist, ist es schon ziemlich verdreckt, oder?:

Man beachte die verkehrssichere Beleuchtungsanlage, was nicht normal für China ist, ja! Ich habe dafür schon erstaunte Blicke bekommen. Zurück in Berlin, darf es sich dann zu meinem Scott gesellen.

Dann kann ich auch endlich wieder an richtigen Touren durch die Landschaft teilnehmen.

Damit schließe ich mal meinen literarischen Erguss und erteile euch jetzt die Genehmigung, die folgenden Lernkarten zu lernen.

23.01.2007, Dienstag, Woche 4


Bescheuerter Beispielsatz übrigens: „Reicht, es nur drei Monate zu lernen?“ Na sicherlich nicht, aber besser als gar nichts, oder???