Ein Hoch auf den Fernsehturm

Ich möchte die Gelegenheit, dass ich in Denis Blog schreiben darf, nutzen, um auf eine leider viel zu wenig beachtete und gewürdigte, schon fast aus den Augen verlorene Sehenswürdigkeit hinzuweisen, den Fernsehturm. Nicht nur hier in Beijing, nein auch in anderen Städten wie z.B. Prag, wird der Fernsehturm von den Touristenbussen gar nicht mehr angefahren, und in modernen Reiseführern wie Lonley Planet wird der Fernsehturm meist nur am Rand erwähnt, oft nur mit einem Satz gewürdigt. Die hippen Backpacker meiden wahrscheinlich solche Stätten, die nicht so authentisch, dafür aber so „touristisch“ sind. Während unseres einstündigen Aufenthalts in und um den Fernsehturm herum sind uns gerade mal zwei oder drei Dutzend Touristen begegnet (auf den Straßen Pekings begegnen einem sonst zehn-, ach was sag ich, huntertmal so viele, die armen Verkäuferinnen am Souvenierstand haben sich sichtlich gelangweilt. Denis war von der Idee, zum Fernsehturm zu fahren, anfangs auch nicht so begeistert, aber heute war einer der wenigen Tage in Peking, wo wir blauen Himmel hatten und eine gute Sicht zu erwarten war. Am Fuß des Turms haben wir uns zunächst ein bisschen geärgert, weil sie tatsächlich umgerechnet 5 Euro Eintritt verlangt haben. Haben uns dann noch kurz vor den Maskottchen der Olympischen Spiele 2008 in Peking fotografiert und sind dann mit dem Fahrstuhl 238m hoch zur Aussichtsplattform gefahren. (Es gibt zwei: eine Freiluftterasse, wo es bei starkem Wind und 5 Grad Celsius, gefühlten Minusgraden, ziemlich kalt ist, und eine verglaste wie im Berliner Fernsehturm) Dort wurden wir mit einem wirklich beeindruckenden Ausblick über Peking entschädigt. Natürlich weiß man schon vorher, dass die Straßen hier viel breiter, die Häuser höher, die Menschen zahlreicher und die Entfernungen größer sind, aber oben auf dem Fernsehturm ist man trotzdem angesichts der Größe der Stadt erstmal sprachlos. Außerdem hat man auch einen wunderbaren Blick auf die Berge nordwestlich von Peking. Ein paar Fotos sind auch auf der Fotoseite zu bestaunen. Der Fernsehturm ist mit seinen 405m übrigens das höchste Bauwerk von Peking, noch jedenfalls, wer weiß was für architektonische Hirngespinste den Chinesen noch im Kopf herumspuken. Die Chinesen bauen für die olympischen Spiele ja nicht nur ein paar Stadien und ein olympisches Dorf, sondern gleich noch eine ganz neue Stadt drum herum.
Da es ein paar Kritiker gab, die sich darüber beschwert haben, dass man aus meinem letzten Eintrag nicht so viel lernen konnte und aufgrund meines großen Interesses für Fernsehtürme hier noch ein paar interessante Fakten:
Der höchste Fernsehturm mit Namen Ostankino steht mit 577m in Moskau. Nach einem spektakulären Brand 2000 wurde er ja wieder restauriert und hat gleich eine 40m höhere Spitze bekommen (laut Wiki soll er die erst noch bekommen, bitte selbst noch mal recherchieren). Sowieso schummeln die Städte ganz schön mit den Spitzen, um noch ein paar Meter herauszuholen und die anderen Städte zu überbieten. Auch der Berliner Fernsehturm ist ja nicht mehr, wie wir noch in der Grundschule gelernt haben, 365m, sondern jetzt sogar 368,03m hoch. Insgesamt ist er sogar in den TopTen der Welt noch vor dem 1889 errichteten Eifelturm, der aber mit seinen 324m im Vergleich gar nicht so hoch ist wie gedacht. Weitere erwähnenswerte Türme stehen in Toronto (553,35m, der der höchste ist, wenn der Ostankino noch nicht seine neue Spitze hat), Shanghai (Oriental Pearl Tower 468m), Teheran (435m), Riga (368,5m), Taschkent (375m), Kiew (385m) und Alma-Ata (371,5m). Zum Oriental Pearl Tower in Shanghai muss ich noch sagen, dass ich dieses eine Mal den Jinmao-Tower dem Fernsehturm vorgezogen habe, da beide ähnlich hoch gelegene Aussichtsplattformen haben, der Jinmao-Tower aber architektonisch viel schöner ist.